Donnerstag, 6. August 2015

Das Mädchen von nebenan







Margos Spuren

Mit Das Schicksal ist ein mieser Verräter basierte einer der Überraschungshits des vergangenen Jahres auf einem Roman von Jugendbuchautor John Green. Die Filmvorlage des vielfach ausgezeichneten Amerikaners rührte viele Millionen Leser zu Tränen und wurde durch Josh Boones Adaption für die große Leinwand ein globales Phänomen, das Fans und Kritiker gleichsam überzeugte. Den Gesetzen der Traumfabrik folgend, wurde nun ein weiteres Buch Greens verfilmt. Die Wahl viel auf Margos Spuren von 2008. Der Hype um Das Schicksal ist ein mieser Verräter wurde zu PR-Zwecken weitestgehend ausgeschlachtet, doch glücklicherweise drehten die Filmemacher um Regisseur Jake Schreier (der 2012 mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm Robot & Frank auf sich aufmerksam machte) keinen weiteren kitschig-dramatischen Tränendrücker. Stattdessen überzeugt Margos Spuren trotz mancher Ungereimtheiten als unterhaltsamer Coming-of-Age-Film. Auf Supermodel und Schauspielerin Cara Delevingne lag im Vorfeld der Veröffentlichung jegliche Aufmerksamkeit. Doch auch wenn sie die Geschichte als titelgebende Margo ins Rollen bringt (der Originaltitel von Buch und Film ist im Übrigen Paper Towns), so kommt Delevingne nicht über eine erweiterte Nebenrolle hinaus. Der Fokus des Streifens liegt ganz klar auf Quentin, genannt Q, und seinen Highschoolfreunden. Nat Wolff, der in Das Schicksal ist ein mieser Verräter schon Teil des Casts war, ist in seiner äußerst gelungen Verkörperung des jungen Erwachsenen dann auch nicht im Geringsten auf eine zweite Hauptrolle angewiesen. Sein Q ist absoluter Symphathieträger und Identifikationsfigur für das Publikum. Tatsächlich ist die Figur der Margo dann auch der größte Schwachpunkt des Films. Trotz einer runden darstellerischen Leistung von Cara Delevingne wurden ihr besonders im letzten Drittel des Films unnötige pseudophilosophische Dialogzeilen über den Sinn des Lebens und die Ziellosigkeit des modernen Daseins in den Mund gelegt. Hier wäre Margos Spuren besser bei seinem Porträt unentschlossener Teenager geblieben, die mit zwischenmenschlichen Problemen und Zukunftsängsten umzugehen haben. Denn als warmherziger und teilweise unverschämt witziger Teeniefilm funktioniert die Tragigkomödie prächtig. Dies ist zu einem Großteil den lebensnahen Charakteren und zündenden Running Gags zu verdanken. Margos Spuren entwickelt sich in seinen 109 Minuten Laufzeit vom Abenteuerfilm zur Highschoolkomödie und zum klassischen Roadmovie. Die einzelnen Parts des Streifens mäandern dann auch recht schubladenartig nebeneinander her. Erfreulicherweise kann die damit einhergehende etwas oberflächliche Story doch mit einer ordentlichen Portion Spannung aufwarten. Dazu ist Margos Spuren wirklich schön eingefangen. Die Digitalaufnahmen des nächtlichen Orlandos erinnern in ihren besten Momenten gar an Michael Mann. Trotz des großen Aufsehens um Cara Delevingne und John Green steht uns mit Margos Spuren kein zweites Das Schicksal ist ein mieser Verräter ins Haus. Und das ist auch gut so.

7/10

Für Fans von: Das Schicksal ist ein mieser Verräter, Für immer Adaline, (500) Days of Summer

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