Donnerstag, 20. August 2015

Eichhörnchen für die Nüsse



Broadway Therapy

Einmal mehr wollte Kultregisseur Peter Bogdanovic zu Beginn des Jahrtausends eine klassische Screwballkomödie im Stile des Old Hollywood der 30er und 40er Jahre drehen. Vor 12 Jahren, ein Drehbuch war schon geschrieben worden, verstarb der geplante Hauptdarsteller John Ritter (Scrubs, Meine wilden Töchter) jedoch unerwartet. Bogdanovich legte das Projekt auf Eis bis er für seine zum Schreien komische Hommage einen neuen Cast um Owen Wilson versammeln konnte, mit dem er Broadway Therapy nun ins Kino bringt. Dieser verkörpert den Theaterregisseur Arnold, der dem naiven Escort-Girl Izzy durch eine großzügige Gabe einen Neustart als Schauspielerin ermöglichen möchte. Um dieses ungleiche Gespann entwickelt sich in den folgenden 93 Minuten ein wahres Fest an absurden Ereignissen und zufälligen Wendungen mit großen Staraufgebot. Vor allem Imogen Poots (die schon aus der recht durchschnittlichen Nick Hornby-Verfilmung A long way down hervorstach) hat als Izzy von der ersten Minute an die Sympathien des Publikums auf ihrer Seite. An ihrer Stelle geben sich unter anderem Will Forte und Kathryn Hahn die Ehre. Für großartige Szenen sorgen auch die komplett gegen den Strich besetzten Jennifer Aniston als cholerische Psychotherapeutin und Rhys Ifans als charmanter Frauenheld. Komplettiert wird die beeindruckende Darstellerriege durch Gastauftritte von Tatum O'Neal, die nach wie vor die jüngste, reguläre Oscargewinnerin aller Zeiten ist, sowie Boardwalk Empire-Star Michael Shannon. Viele Konflikte und Eskapaden in Broadway Therapy entstehen höchst zufällig. Dies kann auf der einen Seite als unglaubwürdig angesehen werden, folgt jedoch den klassischen Hollywoodregeln, denen Bogdanovich hier huldigen möchte. Mit einem konstant hohen Tempo und großartigen Dialogschlachten zitiert sich She's funny that way (so der Originaltitel des Films) durch die Werke von Billy Wilder und Ernst Lubitzsch, aus dessen Oeuvre auch die Überschrift dieser Kritik stammt. Dazu erheitert Bogdanovich sein Publikum durch Bezüge und Gesprächsfetzen, die aus Casablanca und Frühstück bei Tiffanys (hier sei explizit auf den Score hingewiesen) übernommen wurden und eröffnet dabei eine Metaebene, in der er seine Figuren über diese Filme sprechen lässt. Auch wenn Broadway Therapy seine Konflikte bereits in der ersten Filmhälfte größtenteils offenbart, bieten irrwitzige Wendungen und Verwicklungen gute Unterhaltung bis zum großen Schlusskalauer inklusive eines unerwarteten Gastauftritts. Ohne aufgesetzten Tiefgang wurde Broadway Therapy letzten Endes zu dem Film, den Bogdanovich auch drehen wollte. Eine federleichte Komödie, die in dieser einfachen Form und völlig frei von Sarkasmus zu selten auf die Leinwand gebracht wird.

8/10

Für Fans von: Crazy, Stupid, Love, Is' was, Doc?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen