Donnerstag, 7. Mai 2015

Die Söhne des Brunnenbauers



Das Versprechen eines Lebens

Wie wir am Ende des Films erfahren, wurden im ersten Weltkrieg 37 Millionen Menschen getötet oder verwundet. Auf das Schicksal dreier dieser Betroffenen geht Russell Crowe in seinem Regiedebüt ein. In Das Versprechen eines Lebens spielt der Oscargewinner den Farmer und Brunnenbauer Joshua Connor, dessen Söhne aus dem Dienst der auf britischer Seite kämpfenden, australisch/neuseeländischen Armee ANZAC nicht in seine Heimat zurückkehrten. Ausgelöst durch den Selbstmord seiner Frau beginnt Connor im besetzten und umkämpften Anatolien nach den sterblichen Überresten seiner Kinder zu suchen, um sie neben ihrer Mutter zu begraben. Da sich das Osmanische Reich im ersten Weltkrieg den Mittelmächten angeschlossen hatte, wurde es nach Kriegsende 1918 unter britische, italienische, griechische und französische Verwaltung gestellt. Neben den türkischen Nationalisten unter Mustafa Kemal, waren es vor allem die Griechen, die nach ihrem Expansionsstreben der Megali Idea um Besitztümer kämpften. In dieses allgemeine Chaos bettet Crowe nun sein enorm ambitioniertes Erstlingswerk. Jeder Szene ist eine große Bedeutung anzumerken, Subtilität gehört definitiv nicht zu den Stärken des Films. Dazu schrammt Das Versprechen eines Lebens in seiner sehr melodramatischen Art die kulturellen Konflikte der Sieger und Besiegten herauszuarbeiten, teils nur knapp am Kitsch vorbei. Das alles stört jedoch ein äußerst stimmiges Gesamtbild nicht. The Water Diviner (so der Originaltitel des Streifens) begeistert auffallend durch seine betörenden Bilder. Gedreht an Originalschauplätzen in Australien und der Türkei, fügen die schwelgerischen Landschaftspanoramen den brutalen Kriegswirren etwas sehr Episches hinzu. Doch auch in allen anderen Szenen ist die Kameraarbeit stets frisch und innovativ. Gemeinsam mit dem sehr monumentalen Score ist Das Versprechen eines Lebens ein wahrlicher Genuss für die Sinne. Dazu kommt Crowe mit einer vergleichsweise kurzen Laufzeit von 111 Minuten aus, was der Spannungskurve des Films trotz des etwas überhasteten Finales merklich gut tut. Dazu sorgen die ausschließlich australischen und türkischen Akteure vor der Kamera (mit Ausnahme der Ukrainerin Olga Kurylenko) für eine hohe Authentizität, zu der ein sehr ordentliches Set Design und vielfältige historische Kostüme ebenfalls beitragen. So kann Russell Crowe mit seinem vielschichtigen Regiedebüt aus Melodram, Kriegsdrama und modernem Western größtenteils überzeugen.

8/10


Für Fans von: The Cut, Lawrence von Arabien



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen