Donnerstag, 28. Mai 2015

Der eiserne Koch



Kiss the Cook

Trotz teils großartiger Kritiken und eines enormen Casts voller Weltstars, dauerte es exakt ein Jahr und drei Wochen ehe Kiss the Cook nach seiner Erstveröffentlichung einen deutschen Kinostart erhielt. Mit dem lang erwarteten Sommer in Aussicht kommen wir nun endlich in den Genuss dieses uneingeschränkt positiven Feel-Good-Movies, das jedoch nicht frei von Schwächen ist. In Kiss the Cook sehen wir Iron Man-Regisseur Jon Favreau ebenso als Verantwortlichen hinter der Kamera, wie auch als Hauptdarsteller. Sein Chefkoch Carl Casper beschließt unter dem Druck eines örtlichen Restaurantkritikers, seines ignoranten Vorgesetzten, seiner Exfrau und schließlich vor allem aufgrund eines ausartenden Twitter-Krieges seinen Job in einem Gourmetrestaurant an den Nagel zu hängen und fortan mit einem Foodtruck durch den Süden der USA zu reisen um seine innovativen Gerichte an den Mann zu bringen, während er die Beziehung zu seinem halbwüchsigen Sohn erneuern will. Kiss the Cook ist immer dann am stärksten, wenn er sich voll auf seine Athmosphäre und seine schwelgerischen Kochszenen konzentriert. Hungrig sollte man diesen Film auf keinen Fall sehen, denn was wir hier geboten bekommen ist Food-Porn durch und durch. Unter der Anleitung von Los Angeles' Kultkoch Roy Choi, der auch als Koproduzent fungiert, taucht Kiss the Cook vollends in die Esskultur der amerikanischen Südstaaten ein. Ein großes Lob verdient sich auch die Besetzung voller Topstars. So versammelt Jon Favreau unter anderem Sofia Vergara als Exfrau, Dustin Hoffman als cholerischen Chef, Oliver Platt als Foodblogger und die allseits bekannten Nebendarsteller Bobby Cannavale (Boardwalk Empire) und John Leguizamo (John Wick, Ice Age 1-5) als Küchenteam um sich. Dazu kann sich Favreau seiner Mitstreiter im Marveluniversum erfreuen. Scarlett Johansson und Robert Downey Jr. sind daher in Gastrollen zu sehen. Doch Kiss the Cook hat auch mit einigen Problemen zu kämpfen. Trotz des vielfach preisgekrönten Kameramanns Kramer Morgenthau (Thor 2, Game of Thrones) ist die Inszenierung des Film altbacken und dröge. Das Timing der Schnittfrequenzen ist schlecht und unterstützt so übertrieben lange Kameraeinstellungen, die zu allem Überfluss ein weitaus störnderes Problem verstärken. Während Thematik und der zugegebenermaßen großartige Soundtrack einen Indiefilm suggerieren sollen, badet sich Kiss the Cook jedoch in übertrieben schamlosen Product Placement. Zahlreiche Szenen dienen lediglich der Erläuterung von Twitter und Vine. Der Charakter von Carl Caspers Sohn Percy scheint einzig zu diesem Zweck im Film aufzutauchen. Diesbezüglich steht Kiss the Cook offensichtlicheren Werbefilmen wie Sex Tape und Prakti.com in nichts nach. Da Chef (so übrigens der weitaus sinnvollere Originaltitel des Films) in seinen 115 Minuten Laufzeit sonst eine warmherziges Liebeserklärung an gutes Essen auf die Leinwand bringt, ist dieser fade Beigeschmack besonders ärgerlich.

7/10

Für Fans von: Madame Mallory und der Duft nach Curry, Can a song save your life?

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