Samstag, 16. Mai 2015

Die Flammenwerfer-Gitarre







Mad Max: Fury Road

Ähnlich spektakulär wie das fertige Werk, war auch die Entstehungsgeschichte dieses Films. Über 25 Jahre lang wollte Regisseur George Miller Mad Max: Fury Road schon inszenieren, doch unsichere Drehorte, verschiedene Scriptfassungen und schließlich der Ausstieg des Ur- Max Mel Gibson verzögerten die Produktion. Und auch der Zeitraum von Beginn der Dreharbeiten bis zur Premiere in Los Angeles streckte sich letzten Endes über dreieinhalb Jahre. Von all diesen Querelen ist dem fertigen Werk glücklicherweise nichts anzumerken. Mad Max: Fury Road ist ein dystopisches Actionspektakel ganz besonderer Prägung. Während uns George Miller in der klaustrophobischen und unangenehmen Beginnviertelstunde in die Zeit nach atomarer Vernichtung und Klimakollaps einführt, liegt das Augenmerk in Mad Max: Fury Road im Folgenden nur noch auf der Straße. Der Film nimmt uns auf eine schier unfassbare Reise durch endlose Wüsten aus Sand, Salz und Sumpf und präsentiert uns dabei irre Gestalten aus einem fanatischen Kult, nymphengleiche Schönheiten in strahlendem Weiß und vor allem wieder und wieder Stahlkolosse auf zwei, vier oder deutlich mehr Rädern. Ausstattung und Kostüme bereichern die Welt in Mad Max: Fury Road aufs enormste und können den Zuschauer stetig beeindrucken. Dazu sind Kameraarbeit und generelle Optik des Films schlicht atemberaubend. Ohne hektische Schnitte und dank langer Panoramaschwenks lässt sich stets der Überblick über das chaotische Geschehen behalten, extreme Nahaufnahmen und rasante Kamerafahrten unterstreichen die sauber inszenierte Action. Mad Max: Fury Road zeigt uns dabei die Wüste in all ihrer (überstilisierten) Schönheit. Ob in gleißender Sonne, in apokalyptischen Sandstürmen oder in einsamer Nacht, trotz der beeindruckenden Bildgewalt scheint die Natur den bereits untereinander verhassten Menschen ein weiterer Feind zu sein. Dazu schenkt uns der niederländische Kult-DJ Junkie XL einen monströsen Score aus monumentaler Klassik und treibenden Industrial-Beats. Doch auch Mad Max: Fury Road kommt nicht ohne Schwächen aus. Vor allem im dritten Viertel des Films schleichen sich einige Längen ein. Dem Streifen einen Vorwurf über fehlende inhaltliche Tiefe zu machen ist definitiv schwierig, da George Miller uns nie etwas anderes zeigen möchte, als wir schlussendlich sehen. Trotzdem bietet der sehr minimalistische Drehbuchverlauf dem Zuschauer in Teilen der 120 Minuten und abseits der großen Verfolgungsschlachten Leerlauf. Fans dystopischer Actionfilme wird dies kaum stören, ebenso muss jeder Kinogänger für sich entscheiden, wie tief er in eine Welt eintauchen möchte, in der sich hauptsächlich durch eine grunzende Fiktivsprache unterhalten wird. Der schiere Ideenreichtum, im Kleinen, wie im Großen, spricht aber in jedem Fall für Mad Max: Fury Road. Also: Ansehen und eigene Meinung bilden. In jedem Fall aber in 3D. Und richtig laut.

8/10

Für Fans von: Mad Max I-III, The Book of Eli, Death Race

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