Dienstag, 19. Mai 2015

Ihr werdet ihn nicht mehr los







Der Babadook

Mit einem Budget von nur 2 Millionen Dollar und nach Vorlage ihres eigenen Kurzfilmes Monster inszenierte die australische Regisseurin Jennifer Kent den aufsehenerregenden, psychologischen Horrorfilm Der Babadook. Das Horrorgenre hat Regiedebütanten schon immer die Möglichkeit gegeben, große Karrieren trotz wenig finanziellem Aufwand und dank einer klaren Vision zu begründen. Nach diesem Prinzip wurden beispielsweise The Blair Witch Project und Saw zu einflussreichen Kassenknüllern, die eigene Subgenres begründeten. Bei einem Haunted-House-Film über einen ominösen schwarzen Mann und ein besessenes Kind liegt ein solcher Erfolg zunächst nicht nahe, schließlich sind Filme dieser Art in den vergangenen Jahren zu mittelmäßiger Massenware verkommen. Doch Jennifer Kent lässt sich mit Der Babadook nicht auf ein vorhersehbares Spiel à la Insidious ein, sondern überrascht mit einer neuartigen Sicht auf das grausige Geschehen. Denn angsteinflösend kann Der Babadook definitiv sein. Besonders die wirklich ausgeklügelte Soundspur weiß zu überzeugen. Mit ruhigem Aufbau, und ohne billige Effekthascherei, zieht der Babadook auch den Zuschauer in seinen verhängnisvollen Sog. Ein großes Lob gilt auch den beiden Hauptdarstellern. Überraschenderweise kann der erst 7jährige Noah Wiseman als verängstigtes Kind mit einer Vorliebe für selbst gebaute Waffen restlos überzeugen. Für die Darstellerin dessen Mutter, Essie Davis, sollte Der Babadook verstärkte internationale Aufmerksamkeit erzeugen. Denn ihre Performance geht weit über eine typische Horrorfilmcharakterisierung hinaus. Thematisch ist Der Babadook eine völlig neue Erfahrung für Gruselfans. Die komplexe Mutter-Kind-Beziehung steht eindeutig im Vordergrund, doch auch falsche Trauerarbeit, unerfüllte sexuelle Wünsche und Anleihen am expressionistischen Kino werden in einen großen metaphorischen Topf geworfen, der im bedrückenden Finale im Wesen des Babadooks verschmilzt. An dieser Stelle hat Der Babado ok dann mit einigen Schwächen zu kämpfen, denn Inszenierung und Bedeutung des Films gehen nicht durchweg Hand in Hand, der Streifen vergisst teilweise schlicht seinen Zuschauer mitzunehmen. Dazu kann sich Jennifer Kent trotz des löblichen Verzichts auf nervige Jump-Scars nicht alle Gruselfilmklischees verkneifen. Das Gesamtbild wird dadurch allerdings kaum getrübt. Somit bleibt der Babadook ein eindringlicher Horrorstreifen mit spannenden Ideen.

7/10

Für Fans von: Der Exorzist, Der Ring

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