Green Room
Eine
abgehalfterte Punkband nimmt aus reiner Geldnot das Angebot an, auf
ihrer Tour durch den Nordwesten der USA in einem entlegenen Club zu
spielen, deren Gäste vornehmlich gewaltbereite Neo-Nazis sind. Mit
dieser unkonventionellen Prämisse stürzt uns Independent-Hoffnung
Jeremy Saulnier in einen beklemmenden Belagerungsthriller voller
Eigenständigkeit und unvorhergesehener Ereignisse. Die Vorbilder
von Green Room sind offensichtlich. Regisseur Saulnier scheint
vorrangig ein Fan des John Carpenter-Klassikers Assault – Anschlag
bei Nacht zu sein. Doch statt sich heillos in Zitaten zu verzetteln,
stellt Green Room eine eigene, komplett ironiefreie Realität dar,
die sich der Zuschauer in aufreibenden 96 Minuten nicht entziehen
kann. Die dargestellte Trostlosigkeit, treibende Punk- und
Metalrhythmen (die Songs vom Soundtrack wurden von den Protagonisten
des Films als The Ain't Rights eingespielt, dazu gibt’s Slayer und
Napalm Death auf die Ohren) und die spezielle Farbgebung (wie man
sich vorstellen kann kommt Grüntönen eine besondere Bedeutung zu)
entwickeln ein neuartiges und ungewohntes melancholisches Gefühl,
das die Geschehnisse umgibt. Die zunehmende Brutalität und
Unberechenbarkeit brechen sich in diesem Kontext umso eindrücklicher
Bahn. Vor allem in der ersten Hälfte überzeugt Green Room mit
seiner Mischung aus Terrorfilm und Hinterwäldlerhorror und hat den
Zuschauer mit seiner beklemmenden Intensität komplett in der Hand.
Während die kompakte Erzählweise im weiteren Verlauf des Streifens
etwas aufgegeben wird, bleiben die Darsteller jedoch allesamt
überzeugend. Vor allem Star Trek-Ikone Patrick Stewart stiehlt als
Anführer der Nazi-Gang sämtliche Szenen, in denen er zu sehen ist.
Als das ultimativ Böse in diesem Film wirkt er durch seine
sachlich-analytische Art dennoch jederzeit enorm ambivalent. Als
Skinhead-Braut weiß dazu Need for Speed- und Broadway
Therapy- Darstellerin Imogen Poots zu glänzen, als Bassist und
Bandleader Anton Yelchin (Terminator: Salvation, Star Trek). Rund um
diese Charaktere entwickelt sich Green Room in genau die Richtung,
die Genre-Fans erwarten. Jedoch vollführt er das auf so konsequente
und überlegte Weise, dass dieser toll gespielte Bastard von einem
Film bis zu seinem geradlinigen Finale bestens unterhält. Ein
breites Publikum wird Green Room wohl nicht beschert werden, doch
als Türöffner für einen interessanten, jungen Regisseur könnte
dieser Streifen nicht besser funktionieren.
7/10
Für Fans von:
Assault – Anschlag bei Nacht, Panic Room
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