Stolz und
Vorurteil & Zombies
Ein Mash-up
aus romantischer Komödie und Splatterfilm klingt per se nach einer
reizvollen Angelegenheit. So gegensätzlich beide Genres auch
daherkommen, so beliebt sind sie doch im modernen Kino. Und so
verbindet Igby- und 17 Again-Regisseur Burr Steers eine handfeste
Apokalypse der Untoten mit einer der wohl klassisch-geerdetsten
Liebesgeschichten der Literatur. Jane Austens Stolz und Vorurteil.
Die Herangehensweise des Films ist dann zugleich größte Stärke
als auch größte Schwäche in Stolz und Vorurteil & Zombies. Es
freute mich ungemein, keine Origin-Story der Zombieinvasion sehen zu
müssen. Das viktorianische London ist bereits vollständig vom
Virus befallen, der Landadel, und damit unsere Protagonisten, leben
mit und schützen sich bestmöglich gegen die drohende Gefahr einer
Infektion. Austens zeitlose Geschichte um die fünf Töchter der
Bennets und deren standesgemäße Vermählungen wird dann auch
konsequent in dieses Umfeld eingebettet. Die Schwestern sind
folgerichtig große Martial-Arts-Kämpferinnen und geübt im Umgang
mit allerlei Waffen, die charakterlichen Eigenarten der Figuren
stammen dennoch aus der literarischen Vorlage. Doch das muntere und
unterhaltsame Miteinander der Geschichten und Stile erschöpft sich
damit leider schon. Denn größtenteils erzählt Stolz und Vorurteil
& Zombies zwei verschiedene Geschichten nebenher. Lediglich die
handelnden Personen überschneiden sich. Die Lauflänge von 108
Minuten kann sich so für den Freund opulenter Kostümfilme als
komplett unangebracht genutzt, für Fans großer Splatterorgien
hingegen unglaublich zäh anfühlen. Der inhaltliche Trashfaktor
bleibt mit der seperaten Abhandlung der Geschehnisse auch auf der
Strecke. Optisch allerdings wird einiges an Trashgefühl vermittelt.
Leider jedoch auf eine ungute Art und Weise. Denn im Streifen lassen
sich große Budgetprobleme ablesen. Die Actionsequenzen sollten in
dieser Art von Film eigentlich für die humorige Andersartigkeit
stehen, doch eine enorm billig wirkende Umsetzung macht diesen
Ansatz zunichte. Ein Gegensatz in Kameraarbeit und akustischer
Umsetzung ist zwar durchweg spürbar, wenn die Zombies die Szenerie
betreten, doch ein völlig zerfahrener Schnitt, mittelmäßige
Choreografien und die generelle Blutarmut (in den USA wurde der
Streifen ab 13 Jahren freigegeben) lassen kein wohliges Gruseln beim
Zuschauer auftreten. Und so ist Stolz und Vorurteil & Zombies
für mich gescheitert. Einige gute Ansätze, ein verhältnismäßig
namhafter Cast ('Cinderella' Lily James als Elisabeth Bennet, Sam
Riley als Mr. Darcy und Jack Huston als Mr. Wickham führen diesen
an) und politische Unkorrektheit trösten nicht über das
mangelhafte Drehbuch und die stillose Inszenierung hinweg. Das
internationale Publikum schien sich dem im Übrigen bereits
anzuschließen. Denn bereits lange vor deutschem Kinostart gilt
Stolz und Vorurteil & Zombies als finanzielles Desaster. Schade
drum.
5/10
Für Fans von:
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