Donnerstag, 23. Juni 2016

Die Fliegenfalle




Stolz und Vorurteil & Zombies

Ein Mash-up aus romantischer Komödie und Splatterfilm klingt per se nach einer reizvollen Angelegenheit. So gegensätzlich beide Genres auch daherkommen, so beliebt sind sie doch im modernen Kino. Und so verbindet Igby- und 17 Again-Regisseur Burr Steers eine handfeste Apokalypse der Untoten mit einer der wohl klassisch-geerdetsten Liebesgeschichten der Literatur. Jane Austens Stolz und Vorurteil. Die Herangehensweise des Films ist dann zugleich größte Stärke als auch größte Schwäche in Stolz und Vorurteil & Zombies. Es freute mich ungemein, keine Origin-Story der Zombieinvasion sehen zu müssen. Das viktorianische London ist bereits vollständig vom Virus befallen, der Landadel, und damit unsere Protagonisten, leben mit und schützen sich bestmöglich gegen die drohende Gefahr einer Infektion. Austens zeitlose Geschichte um die fünf Töchter der Bennets und deren standesgemäße Vermählungen wird dann auch konsequent in dieses Umfeld eingebettet. Die Schwestern sind folgerichtig große Martial-Arts-Kämpferinnen und geübt im Umgang mit allerlei Waffen, die charakterlichen Eigenarten der Figuren stammen dennoch aus der literarischen Vorlage. Doch das muntere und unterhaltsame Miteinander der Geschichten und Stile erschöpft sich damit leider schon. Denn größtenteils erzählt Stolz und Vorurteil & Zombies zwei verschiedene Geschichten nebenher. Lediglich die handelnden Personen überschneiden sich. Die Lauflänge von 108 Minuten kann sich so für den Freund opulenter Kostümfilme als komplett unangebracht genutzt, für Fans großer Splatterorgien hingegen unglaublich zäh anfühlen. Der inhaltliche Trashfaktor bleibt mit der seperaten Abhandlung der Geschehnisse auch auf der Strecke. Optisch allerdings wird einiges an Trashgefühl vermittelt. Leider jedoch auf eine ungute Art und Weise. Denn im Streifen lassen sich große Budgetprobleme ablesen. Die Actionsequenzen sollten in dieser Art von Film eigentlich für die humorige Andersartigkeit stehen, doch eine enorm billig wirkende Umsetzung macht diesen Ansatz zunichte. Ein Gegensatz in Kameraarbeit und akustischer Umsetzung ist zwar durchweg spürbar, wenn die Zombies die Szenerie betreten, doch ein völlig zerfahrener Schnitt, mittelmäßige Choreografien und die generelle Blutarmut (in den USA wurde der Streifen ab 13 Jahren freigegeben) lassen kein wohliges Gruseln beim Zuschauer auftreten. Und so ist Stolz und Vorurteil & Zombies für mich gescheitert. Einige gute Ansätze, ein verhältnismäßig namhafter Cast ('Cinderella' Lily James als Elisabeth Bennet, Sam Riley als Mr. Darcy und Jack Huston als Mr. Wickham führen diesen an) und politische Unkorrektheit trösten nicht über das mangelhafte Drehbuch und die stillose Inszenierung hinweg. Das internationale Publikum schien sich dem im Übrigen bereits anzuschließen. Denn bereits lange vor deutschem Kinostart gilt Stolz und Vorurteil & Zombies als finanzielles Desaster. Schade drum. 

5/10

Für Fans von: Abraham Lincoln – Vampirjäger, Shaun of the dead

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