Sonntag, 8. Mai 2016

Resteauflauf







Triple 9

Jahr für Jahr stolpern aus unerfindlichen Gründen Filme aus den Kinos, die es irgendwie geschafft haben einen riesigen Cast voller großer Namen vor die Kamera zu ziehen und dennoch fürchterlich Scheitern. Manchmal sorgt ein nur kleines Release für schlechte Einspielergebnisse, manchmal sind der Zeitpunkt der Veröffentlichung oder die PR-Arbeit unvorteilhaft und manchmal ist der Film trotz absoluter Topstars einfach nur miserabel. So wie im Falle von Triple 9. Was auf dem Papier nach einem soliden und spannenden Cop- Thriller klingt, verwursten der australische The Road-Regisseur John Hillcoat und sein Team zu einer zerfahrenen, unglaubwürdigen und unfreiwillig komischen Geschichte ohne Sinn und Verstand. Der aus bekannten Versatzstücken zusammengeschusterte Plot um kriminelle Polizisten und einflussreiche Mafiabanden könnte dem alten Credo 'besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht' ja theoretisch noch entsprechen, doch die Lieblosigkeit mit der Figuren und Skript in Triple 9 behandelt werden, lässt die offensichtlichen Genre-Vorbilder wie Training Day oder Cop Land in unerreichbare Ferne schwinden. Ein zentrales Problem in der Entwicklung von Spannung in Triple 9 , geht mit dem Fehlen einer zentralen Hauptfigur einher. In der Storyline scheint Casey Afflecks junger Polizist das Verbindungsglied von Film und Publikum zu sein, jedoch bekommt Anthony Mackies Figur zusehends mehr Screentime zugesprochen, komplette Handlungsstränge, die im zweiten Akt die Haupthandlung zusätzlich komplett ad absurdum führen, widmen sich außerdem den von Clifton Collins jr. und Aaron Paul (der komplett verschenkt ist) gespielten Charakteren. Um wen soll ich mich als Kinofreund jetzt sorgen? Mit wem mitfühlen? Bis zum Ende gibt der Film dem Zuschauer keinerlei Zugang zum Geschehen. Zusätzlich wirkt Triple 9 durch seine zahlreichen Klischees entfremdend. Egal ob abgefuckte Cops, aufgesetzte Gangstersprache oder die skrupellose Patin mit uninspiriertem, osteuropäischem Akzent - hier wird nichts ausgelassen. Auch inhaltlich wird mit dem 'dies ist mein letzter Job sonst sterbe ich'-Trick für Gähnen im Kinosaal gesorgt sein. Zahlreiche Deus Ex Machina-Momente unterstreichen diesem realitätsfremden Anstrich noch zusätzlich. Das einleitend erwähnte Staraufgebot übermittelt in Triple 9 am ehesten den Eindruck, in wenigen Drehtagen einen brauchbaren Gehaltsscheck einfahren zu wollen. Der Oscarnominierte 12 Years a Slave-Akteur Chiwetel Ejiofor, Grand Dame Kate Winslet oder Kultschauspieler Woody Harrelson leisten, freundlich gesprochen, Dienst nach Vorschrift, besonders Harrelson nervt aber mit völlig deplatziertem Overacting. An die israelische Fast & Furious-Amazone und aktuelle Wonder Woman Gal Gadot, Point Break Star-Teresa Palmer und Boardwalk Empire-Antagonist Michael K. Williams wird sich nach den aufgeblähtem 115 Minuten Laufzeit von Triple 9 auch kaum noch jemand erinnern. Doch verwunderlicherweise konnte John Hillcoat auch im technischen Stab einen echten Star für sich gewinnen. Oscargewinner und Trent Raznor- Kumpane Atticus Ross schüttet seine typisch donnernden Industrialbeats über das konfuse Geschehen. Gegen Ende des Films scheint es, als habe Triple 9 eine Erleuchtung gehabt, wenn er versucht Moral in einer amoralischen Welt zu thematisieren. Doch solch plakative Versuche, die vorherige Handlung zu legitimieren wird der Zuschauer mitsamt dieses lächerlichen und unnötigen Films ignorieren. 

3/10

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