Triple 9
Jahr für
Jahr stolpern aus unerfindlichen Gründen Filme aus den Kinos, die es
irgendwie geschafft haben einen riesigen Cast voller großer Namen
vor die Kamera zu ziehen und dennoch fürchterlich Scheitern.
Manchmal sorgt ein nur kleines Release für schlechte
Einspielergebnisse, manchmal sind der Zeitpunkt der Veröffentlichung
oder die PR-Arbeit unvorteilhaft und manchmal ist der Film trotz
absoluter Topstars einfach nur miserabel. So wie im Falle von Triple
9. Was auf dem Papier nach einem soliden und spannenden Cop- Thriller
klingt, verwursten der australische The Road-Regisseur John Hillcoat
und sein Team zu einer zerfahrenen, unglaubwürdigen und
unfreiwillig komischen Geschichte ohne Sinn und Verstand. Der aus
bekannten Versatzstücken zusammengeschusterte Plot um kriminelle
Polizisten und einflussreiche Mafiabanden könnte dem alten Credo
'besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht' ja theoretisch noch
entsprechen, doch die Lieblosigkeit mit der Figuren und Skript in
Triple 9 behandelt werden, lässt die offensichtlichen
Genre-Vorbilder wie Training Day oder Cop Land in unerreichbare
Ferne schwinden. Ein zentrales Problem in der Entwicklung von
Spannung in Triple 9 , geht mit dem Fehlen einer zentralen
Hauptfigur einher. In der Storyline scheint Casey Afflecks junger
Polizist das Verbindungsglied von Film und Publikum zu sein, jedoch
bekommt Anthony Mackies Figur zusehends mehr Screentime
zugesprochen, komplette Handlungsstränge, die im zweiten Akt die
Haupthandlung zusätzlich komplett ad absurdum führen, widmen sich
außerdem den von Clifton Collins jr. und Aaron Paul (der komplett
verschenkt ist) gespielten Charakteren. Um wen soll ich mich als
Kinofreund jetzt sorgen? Mit wem mitfühlen? Bis zum Ende gibt der
Film dem Zuschauer keinerlei Zugang zum Geschehen. Zusätzlich wirkt
Triple 9 durch seine zahlreichen Klischees entfremdend. Egal ob
abgefuckte Cops, aufgesetzte Gangstersprache oder die skrupellose
Patin mit uninspiriertem, osteuropäischem Akzent - hier wird nichts
ausgelassen. Auch inhaltlich wird mit dem 'dies ist mein letzter Job
sonst sterbe ich'-Trick für Gähnen im Kinosaal gesorgt sein.
Zahlreiche Deus Ex Machina-Momente unterstreichen diesem
realitätsfremden Anstrich noch zusätzlich. Das einleitend erwähnte
Staraufgebot übermittelt in Triple 9 am ehesten den Eindruck, in
wenigen Drehtagen einen brauchbaren Gehaltsscheck einfahren zu
wollen. Der Oscarnominierte 12 Years a Slave-Akteur Chiwetel
Ejiofor, Grand Dame Kate Winslet oder Kultschauspieler Woody
Harrelson leisten, freundlich gesprochen, Dienst nach Vorschrift,
besonders Harrelson nervt aber mit völlig deplatziertem Overacting.
An die israelische Fast & Furious-Amazone und aktuelle Wonder
Woman Gal Gadot, Point Break Star-Teresa Palmer und Boardwalk
Empire-Antagonist Michael K. Williams wird sich nach den
aufgeblähtem 115 Minuten Laufzeit von Triple 9 auch kaum noch
jemand erinnern. Doch verwunderlicherweise konnte John Hillcoat auch
im technischen Stab einen echten Star für sich gewinnen.
Oscargewinner und Trent Raznor- Kumpane Atticus Ross schüttet seine
typisch donnernden Industrialbeats über das konfuse Geschehen.
Gegen Ende des Films scheint es, als habe Triple 9 eine Erleuchtung
gehabt, wenn er versucht Moral in einer amoralischen Welt zu
thematisieren. Doch solch plakative Versuche, die vorherige Handlung
zu legitimieren wird der Zuschauer mitsamt dieses lächerlichen und
unnötigen Films ignorieren.
3/10
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