Donnerstag, 5. November 2015

Der Tod steht ihm gut



James Bond 007 – Spectre

Casino Royale, Ein Quantum Trost und Skyfall etablierten viele Neuheiten innerhalb des James Bond-Franchises, die die Actionserie im neuen Millennium verankerten. Nicht umsonst war kein Akteur als 007 bislang erfolgreicher an den Kinokassen als Daniel Craig. Mit Spectre scheint sich nun in vielerlei Hinsicht ein Kreis zu schließen. Der rote Faden und die vielen losen Enden, die Craigs bisherige Filme offen ließen, führen nun zu einem in jeder Hinsicht überraschenden und ungewöhnlichen Bond-Abenteuer. Spectre knüpft zeitlich direkt an seinen Vorgänger Skyfall an und taucht tiefer in Geheimnisse aus Bonds Vergangenheit ein. Ein besonderes Augenmerk legt der Film auf die neu besetzten MI6- Mitarbeiter M, Q und Monneypenny, die mit ihrer starken Verwicklung in den Storyverlauf für einige echte Highlights sorgen. Überhaupt bindet Regisseur Sam Mendes, der sich auch schon für Skyfall verantwortlich zeigte, viele klassische Elemente aus der Connery-Ära ins Geschehen ein. So bekommen wir einen abgeschieden lebenden Bösewicht mit übermenschlichem Helfer (Dave Bautista macht als Mr. Hinx eine klasse Figur), einen großartig gefilmten Zugfight und den legendären Aston Martin DB5 ebenso zu sehen, wie die klassische Gunbarrel-Sequenz, die erstmals einen Craig-Bond eröffnet. Generell ist der Fan-Service in Spectre ziemlich ausgeprägt, Freunde der Reihe werden großen Spaß haben, Andeutungen und Querverweise zu anderen 007-Filmen zu finden. Auf gewohnt brilliantem Niveau bewegen sich dazu die Arbeit von Set-Designern und Kostümbildnern. Spectre ist von Minute 1 bis 148 die reinste Augenweite. Dazu trägt auch die großartige Kameraarbeit des Niederländers Hoyte van Hoytema (Her, Interstellar) bei, der sich hinter der oscarnominierten Leistung von Roger Deakins aus Skyfall nicht verstecken muss. In diesem Zusammenhang sei auf die perfekt getimte Pre-Title-Sequenz hingewiesen. Spectre beginnt mit atemberaubenden Stunts, einer aufwendig choreografierten Massenszene und einer beeindruckenden mehrminütigen Plansequenz. Generell verpasst Mendes dem Streifen einen ungewohnt künstlerischen Arthousetouch. Bei Titelsong und Creditscene funktioniert das auch noch bestens (trotz durchwachsener Meinungen in der Öffentlichkeit halte ich Writings on the Wall von Sam Smith hinsichtlich Orchestrierung und Melodieführung für einen bewegenden Bond-Song), die Verknüpfung von Inhalt und Form hat hingegen einige Schwächen. Mit Bonds Rachemission, seiner Vergangenheitsbewältigung, einem Subplot um totale Überwachung sowie dem Kampf gegen Spectre-Chef und Superschurke Franz Oberhauser wirkt das Drehbuch teilweise überlastet. Die einzelnen Storyfäden gehen nicht Hand in Hand. Dazu lässt sich Mendes enorm viel Zeit jede einzelne Geschichte auszuerzählen, was, obwohl Spectre sogar verhältnismäßig offen endet, das letzte Drittel des Films doch arg in die Länge zieht. Während die meisten Szenen in sich spannend inszeniert sind, kann Spectre die große Spannungskurve nicht über zweieinhalb Stunden aufrecht erhalten. Weiterhin Überraschendes lässt sich vom Cast des Streifens berichten. Es ist ausgerechnet der zweifache Oscargewinner Christoph Waltz, der hier mit Dienst nach Vorschrift unter dem sonst sehr starken Schauspielensemble zurückfällt. Eine besondere Erwähnung verdient meiner Meinung nach hingegen Lea Seydoux. Spectres Bondgirl ist eine vielschichtige und ebenbürtige Kämpferin an der Seite des Geheimagenten, die großartig von einer der besten Schauspielerinnen ihrer Generation verkörpert wird. Daniel Craig selbst hat 007 mittlerweile komplett verinnerlicht. Jedes Augenzwinkern und jeder lockere Spruch sitzt genauso, wie längere und intensivere Dialogszenen, von denen Spectre doch einige zu bieten hat. Mit seinem fast minimalistisch-kunstvollen Anstrich auf der einen und seinem klassisch-humorvollem Einschlag auf der anderen Seite, rundet Spectre die Craig-Ära zufriedenstellend ab.

8/10


Für Fans der James Bond-Reihe

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