Donnerstag, 26. November 2015

Die Dinos sind los



Arlo & Spot

2015 war es endlich wieder soweit. Mit Alles steht Kopf brachte Pixar einen außergewöhnlich guten Film in die Kinos. Pete Doctors Meisterwerk über die Tiefen unserer Empfindungen richtete sich jedoch interessanterweise viel eher an Erwachsene, denn an kleine Kinder. Letztere sind nun jedoch die Zielgruppe des selbst so betitelten „Weihnachtsfilms“ des Lampen-Studios. Arlo & Spot ist eine Abenteuergeschichte für die Kleinen, die zwar optisch einiges hermacht, jedoch frei von Spannung oder Überraschungsmomenten ist. Die Ausgangssituation ist dabei eine der absoluten Stärken des Films. Regiedebütant Peter Sohn entführt uns in eine Welt, in der niemals ein gigantischer Meteor die Erde getroffen hat und Dinosaurier gemeinsam mit allen anderen Spezies unseren blauen Planeten bevölkern. Aus der Sicht eines solchen, dem Apatosaurus Arlo, folgen wir nun den Ereignissen. Die Dinosaurier werden dabei als fortschrittliches Völkchen mit Familiensinn charakterisiert. Ihr Überleben sichert folgerichtig der Ackerbau. Der Menschenjunge Spot, der im Verlaufe des Films an Arlos Seite geriet, ist für jenen (und den Zuschauer damit auch) in Verhalten und Sprache zu Beginn unverständlich. Hier wird eine typische Kind-Hund-Beziehung herrlich ad absurdum geführt. Während Spot demzufolge als neugierig, mutig und durchsetzungsfähig gezeigt wird, muss Arlo im Laufe der 95 Minuten Laufzeit seine Angst überwinden. Denn anders als es der deutsche Verleihtitel verlauten lässt, steht die Freundschaftsgeschichte der ungleichen Jungen eher im Hintergrund der Story. Im Fokus der Erzählung steht Arlos Entwicklung, die durch den Tod seines Vaters und die Konfrontation mit der rauen Natur gekennzeichnet ist. Der Originaltitel des Films, The Good Dinosaur, hätte in seiner Übersetzung die Kernaussage des Films deutlich besser wiedergegeben. In klassischer Abenteuerfilmmanier muss Arlo auf seiner beschwerlichen Reise verschiedenste Gefahren überstehen. Die Filmemacher nutzen diese immer wieder um mehr oder weniger deutlich auf Klassiker des Genres einzugehen. So sind Parallelen zu König der Löwen, Der mit dem Wolf tanzt oder Der Herr der Ringe zu entdecken. An die Tolkien-Verfilmungen erinnert vor allem der Score des Oscarpreisträgers Mychael Denna (gewann den Preis 2012 für Life of Pi, ein Streifen, der auch für einige Szenen in Arlo & Spot Pate stand) der hier mit seinem Bruder Jeff leider in Sachen Aufdringlichkeit und Orchestrierung oftmals über das Ziel hinaus schießt. Die Arbeit der Animatoren hingegen ist tadellos. Selbst kleinste Details bleiben im weitläufigen 3D des Films mühelos erkennbar, dazu ist die Gestaltung des Wassers, an dem sich die Qualität einer Animation recht gut erkennen lässt, sehr sauber gelungen. Wer also einen Film auf dem Qualitätslevel der großen Pixarklassiker erwartet, wird enttäuscht werden. Dafür ist die Handlung zu vorhersehbar, die Figuren zu eindimensional und die Botschaft zu schlicht gestrickt. Eineinhalb Stunden gute Unterhaltung für Kinder sind mit Arlo & Spot jedoch gewiss.

6/10

Für Fans von: In einem Land vor unserer Zeit, Ice Age



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