Mittwoch, 11. März 2015

Ein modernes Monster



Leviathan

Der Bibel zufolge ist der Leviathan ein riesiges Monstrum mit Merkmalen eines Wals, eines Krokodils, eines Drachens und einer Schlange, das für die Grauen des undurchdringlichen Meeres steht. Der britische Philosoph Thomas Hobbes verglich schließlich die Allmacht des Staates schon im 17. Jahrhundert mit dem Ungetüm. Diese Interpretation legt der russische Ausnahmeregisseur Andrey Zvyagintsev nun seinem Opus Leviathan zugrunde. In dieser, wiederum an die biblische Geschichte Hiobs angelehnte, Erzählung wird der Automechaniker Kolia mit teils grausamen Prüfungen belegt. Er kämpft gegen Enteignung, staatliche Willkür und Alkoholismus, sowie um seine untreue Frau und den entfremdeten Sohn. Zum zentralen Punkt im Film macht der Regisseur die Unvereinbarkeit des Lebens als freier Mann und dem Leben in einem Staat. Ein mutiger und brandaktueller Ansatz im Russland unserer Tage. Leviathan wurde folgerichtig mit der silbernen Palme für das beste Drehbuch in Cannes und dem Goden Globe für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet. Zvyagintsev bebildert sein Werk mit rauen und doch betörend schönen Aufnahmen der nordrussischen Tundra, dazu unterstreicht ein hypnotischer Score die sehr metaphorischen Aussagen des Streifens. In diesen Sinnbildern sticht vor allem die Rolle der Kirche hervor, die bösartig mit dem Einfluss des Glaubens in Hiobs Leben bricht. Das Schauspielensemble liefert dazu eine durchweg großartige Leistung ab. Jede Verknüpfung und jede Konsequenz wird glaubwürdig vermittelt. So entsteht ein durchweg überzeugender und beeindruckender Film über einen tragischen Helden, dem die Erlösung letzten Endes versagt wird.

9/10


Für Fans von: Biutiful

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