Freitag, 20. März 2015

Der ehrlichste Weg







A most violent Year

Für Freunde des zeitgenössischen Kinos dürfte A most violent Year schon allein von Interesse sein, da vor und hinter der Kamera erstmals vier der prägendsten Filmschaffenden der letzten Jahre versammelt sind. Unter der Regie von J.C. Chandor, der bereits für sein Erstlingswerk Margin Call mit einer Oscarnominierung bedacht wurde und der seither das umjubelte Ein-Personen-Stück All is lost inszenierte, spielen an der Seite von Schauspielurgestein Albert Brooks Oscar Isaac (Inside Llewyn Davis, Drive) und Jessica Chastain (Das Verschwinden der Eleanor Rigby, Zero Dark Thirty) in den Haupt-, sowie David Oyewolo (Selma, The Butler) in der signifikantesten Nebenrolle. Große schauspielerische Leistungen abzurufen ist auch der herausragendste Aspekt von A most violent Year, denn der Film lebt in seiner gemächlichen Erzählweise von den punktgenauen Charakterisierungen seiner Figuren, deren unbefriedigende Darstellung den Streifen uninteressant und zäh gemacht hätte. Da dies jedoch nicht der Fall ist, bleibt der Zuschauer gebannt am Ball, wenn sich Isaacs Heizölmagnat Abel Morales den wichtigsten Herausforderungen seiner Karriere stellt, ohne dabei in die Illegalität abzurutschen, während Chastain als dessen skrupellose Ehefrau Anna jedes Mittel recht ist, um den erreichten Status zu halten und auszubauen. A most violent Year ist im New York des Jahres 1981 angesiedelt, das durch die exorbitante Verbrechensrate als eben dieses gewalttätigste Jahr in die Geschichte einging. Doch J.C. Chandor widersteht in Personalunion als Regisseur und Drehbuchautor der vielleicht nächstliegenden Idee, einen klassischen Gangsterfilm zu drehen, sondern zeigt uns hier eine präzise Studie über einen Mann, der mit seiner Vorstellung der Gewaltlosigkeit stetig mehr isoliert wird. Für dieses Dilemma findet Kameramann Bradford Young, der schon in Selma eine Epoche der jüngeren Geschichte auferstehen ließ, die perfekten Bilder des rauen New Yorks der frühen Achtziger. Doch im Angesicht der enormen Entwicklung hin zur Welthauptstadt, die die Metropole seitdem nahm, kann A most violent Year nicht als düsterer, oder pessimistischer Film gelten, sondern wirkt im Gesamten angenehm anachronistisch. Starkes Schauspielkino für Fans anspruchsvoller Unterhaltung.

8/10


Für Fans von: The Drop - Bargeld, Cotton Club

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