John
Wick: Kapitel 2
Ist
John Wick zurück? Das fragen sich viele Figuren (und oftmals spätere
Opfer des einstigen Auftragskiller) zuhauf in dieser Fortsetzung.
Die Antwort fällt natürlich positiv aus. In jeder denkbaren
Hinsicht ist John Wick wieder da. Nicht unbedingt Größer, Weiter,
Schneller, doch auf jeden Fall noch besser als im ersten Teil.
Regisseur Chad Stahelski bleibt seiner Linie treu und schickt die
Ikone des eingefrorenen Gesichtsausdrucks Keanu Reeves auf seine
zweite Mission. John Wick: Kapitel 2 setzt direkt dort ein, wo sein
Vorgänger endete. Die hinterbliebenen russischen Gangster, die
hinter dem Tod von Wicks Hund steckten, werden dem Erdboden
gleichgemacht und John will wieder in den Gangsterruhestand. Doch
ein alter Wegbegleiter, der italienische Gangster Santiano (wer hier
ein billiges Klischeegewitter erwartet, sei durch die Tatsache
beruhigt, dass sich hier nichts und niemand ernst nimmt) fordert
einen alten Blutschwur mit Nachdruck ein - Wicks Haus geht im
Flammen auf. Und schon beginnt eine Hetzjagd durch New York und Rom.
Doch egal, wo sich die Action abspielt, sie ist herausragend
inszeniert. Der gelernte Stuntman Stahelski perfektioniert hier
seinen als 'Gun-Fu' bekannt gewordenen, beinahe tänzerisch
anmutenden Kampfstil mit Waffen als Faustersatz. Dazu gibt es wieder
jede Menge Neonlicht und treibende Industrialbeats. Optisch sind mir
besonders eine großartig choreografierte Hetzjagd durch das neue
World Trade Center und die New Yorker Metro sowie das große Finale
in einem gigantischen Spiegelkabinett im Gedächtnis geblieben.
Letzteres besticht als große Hommage an den 74er Bondfilm Der Mann
mit dem goldenen Colt, der auch an anderer Stelle zitiert wird.
Überhaupt huldigt Stahelski einigen Genrevorreitern und
offensichtlichen Inspirationsquellen, wie etwa Jim Jarmuschs
meditativem Meisterwerk Ghost Dog. Positiv fällt weiterhin ins
Gewicht, dass sich John Wick: Kapitel 2 nicht erst aufmacht, eine
emotionale Begründung für den Rachefeldzug des Protagonisten zu
etablieren. John Wick ist hier einfach wahnsinnig genervt und fühlt
sich fast persönlich beleidigt, weil man ihm seinen Ruhestand nicht
gönnen will. Dazu zelebriert der Streifen eine komplette Abkehr von
der Realität. Die Handlungsorte sind nur noch leere Hüllen für
eine völlig eigene Welt der Gangster, Killer und Mafiabosse. Das
berühmte Hotel Continental mit seinem ironischen Kodex bekommt eine
römische Filiale, auch sonst ist die gesamte Handlung von Riten und
seltsamen Vorschriften eines Paralleluniversums geprägt. Besonders
die Kommunikation der Kriminellen untereinander kommt in John Wick:
Kapitel 2 eine zentrale Bedeutung zu. Und sorgt für einige
humorvolle Einschübe. Der Action gibt diese Entfremdung von der
Realität natürlich eine große und gern genutzte Freiheit. Doch
auch schauspielerisch wurde aufgestockt. Mit John Leguizamo und Ian
McShane treten alte bekannte aus Teil eins wieder auf, Leinwandikone
Franco Nero und Fargo-Kultdarsteller Peter Stormare absolvieren
Gastauftritte. Dazu forciert Rapper Common weiterhin seine
Schauspielkarriere. In den Medien omnipräsent war im Vorfeld der
Veröffentlichung des Films die erneute Zusammenarbeit des
Matrix-Gespanns Keanu Reeves und Laurence Fishburne. Doch hier muss
ich Fans des Morpheus-Darstellers leider enttäuschen. Fishburne
wird in einer einzigen Szene und effektiven drei Minuten
Leinwandzeit verheizt. Dieser Marketingcoup hat sich nicht
ausgezahlt. Nichtsdestotrotz ist John Wick: Kapitel 2 hochoktaniges,
brutales und schamlos unterhaltsames Actionballett.
8/10
Für
Fans von: John Wick, Hard Boiled, Equilibrium
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