Freitag, 10. März 2017

Die Rückkehr des Hundemannes




John Wick: Kapitel 2

Ist John Wick zurück? Das fragen sich viele Figuren (und oftmals spätere Opfer des einstigen Auftragskiller) zuhauf in dieser Fortsetzung. Die Antwort fällt natürlich positiv aus. In jeder denkbaren Hinsicht ist John Wick wieder da. Nicht unbedingt Größer, Weiter, Schneller, doch auf jeden Fall noch besser als im ersten Teil. Regisseur Chad Stahelski bleibt seiner Linie treu und schickt die Ikone des eingefrorenen Gesichtsausdrucks Keanu Reeves auf seine zweite Mission. John Wick: Kapitel 2 setzt direkt dort ein, wo sein Vorgänger endete. Die hinterbliebenen russischen Gangster, die hinter dem Tod von Wicks Hund steckten, werden dem Erdboden gleichgemacht und John will wieder in den Gangsterruhestand. Doch ein alter Wegbegleiter, der italienische Gangster Santiano (wer hier ein billiges Klischeegewitter erwartet, sei durch die Tatsache beruhigt, dass sich hier nichts und niemand ernst nimmt) fordert einen alten Blutschwur mit Nachdruck ein - Wicks Haus geht im Flammen auf. Und schon beginnt eine Hetzjagd durch New York und Rom. Doch egal, wo sich die Action abspielt, sie ist herausragend inszeniert. Der gelernte Stuntman Stahelski perfektioniert hier seinen als 'Gun-Fu' bekannt gewordenen, beinahe tänzerisch anmutenden Kampfstil mit Waffen als Faustersatz. Dazu gibt es wieder jede Menge Neonlicht und treibende Industrialbeats. Optisch sind mir besonders eine großartig choreografierte Hetzjagd durch das neue World Trade Center und die New Yorker Metro sowie das große Finale in einem gigantischen Spiegelkabinett im Gedächtnis geblieben. Letzteres besticht als große Hommage an den 74er Bondfilm Der Mann mit dem goldenen Colt, der auch an anderer Stelle zitiert wird. Überhaupt huldigt Stahelski einigen Genrevorreitern und offensichtlichen Inspirationsquellen, wie etwa Jim Jarmuschs meditativem Meisterwerk Ghost Dog. Positiv fällt weiterhin ins Gewicht, dass sich John Wick: Kapitel 2 nicht erst aufmacht, eine emotionale Begründung für den Rachefeldzug des Protagonisten zu etablieren. John Wick ist hier einfach wahnsinnig genervt und fühlt sich fast persönlich beleidigt, weil man ihm seinen Ruhestand nicht gönnen will. Dazu zelebriert der Streifen eine komplette Abkehr von der Realität. Die Handlungsorte sind nur noch leere Hüllen für eine völlig eigene Welt der Gangster, Killer und Mafiabosse. Das berühmte Hotel Continental mit seinem ironischen Kodex bekommt eine römische Filiale, auch sonst ist die gesamte Handlung von Riten und seltsamen Vorschriften eines Paralleluniversums geprägt. Besonders die Kommunikation der Kriminellen untereinander kommt in John Wick: Kapitel 2 eine zentrale Bedeutung zu. Und sorgt für einige humorvolle Einschübe. Der Action gibt diese Entfremdung von der Realität natürlich eine große und gern genutzte Freiheit. Doch auch schauspielerisch wurde aufgestockt. Mit John Leguizamo und Ian McShane treten alte bekannte aus Teil eins wieder auf, Leinwandikone Franco Nero und Fargo-Kultdarsteller Peter Stormare absolvieren Gastauftritte. Dazu forciert Rapper Common weiterhin seine Schauspielkarriere. In den Medien omnipräsent war im Vorfeld der Veröffentlichung des Films die erneute Zusammenarbeit des Matrix-Gespanns Keanu Reeves und Laurence Fishburne. Doch hier muss ich Fans des Morpheus-Darstellers leider enttäuschen. Fishburne wird in einer einzigen Szene und effektiven drei Minuten Leinwandzeit verheizt. Dieser Marketingcoup hat sich nicht ausgezahlt. Nichtsdestotrotz ist John Wick: Kapitel 2 hochoktaniges, brutales und schamlos unterhaltsames Actionballett. 

8/10

Für Fans von: John Wick, Hard Boiled, Equilibrium

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