Montag, 4. Juli 2016

Schattenseiten der Überqualifikation




Väter & Töchter – Ein ganzes Leben

Väter & Töchter ernsthaft einzuschätzen ist ein komplizierteres Unterfangen, als ich es mir eigentlich vorgestellt habe. Es macht schon hellhörig, wenn der Regisseur der beiden aufgeblasenen Will Smith-Tränendrücker Sieben Leben und Das Streben nach Glück einen Cast für ein Melodram zusammenstellt, der unter anderem mit Russell Crowe, Jane Fonda, Bruce Greenwood, Octavia Spencer, Diane Kruger, Aaron Paul, Amanda Seyfried und Quvenzhanè Wallis insgesamt 12 Oscarnominierungen und 4 Gewinne auf sich vereinen kann. Sollten wirklich nachvollziehbare Gefühle auf der Leinwand zu sehen sein? Die perfekte Antwort darauf liefert überraschenderweise Deutschlands viel geschmähter Hollywood-Export Diane Kruger. Sie allein scheint der völlig überfrachteten und unglaubwürdigen Seifenoper in Kinoform mit hemmungslosem Overacting zu entsprechen, während ihre per se geschätzteren Kollegen den todernsten Stil des Regisseurs mittragen und Väter & Töchter zu einem Fehlgriff werden lassen. Die Geschichte um Romanautor Jake Davis und der Beziehung zu seiner Tochter und deren Beziehungsunfähigkeit als junge Frau dümpelt mit seinen vielen Subplots recht ziellos vor sich hin. Trotz der vielen Figuren und deren Verwicklungen wird der Zuschauer während der gesamten Spiellänge von 116 Minuten kein einziges Mal in seiner Aufmerksamkeit gefordert. Jeder Handlungsstrang wird penibel auserzählt, keine Frage bleibt unbeantwortet, keine Entscheidung unkommentiert. Eindimensionale Charaktere und vorhersehbares Storytelling inklusive. Klischees, Kalendersprüche und Küchenpsyschologie sollen hier nicht nur als bloße Kritikerfloskel erwähnt sein, sondern werden vom Film geradezu zelebriert. Zusätzlich untermalt von einem schmalzigen Score darf sich Väter & Töchter nicht über eine miserable Rotten Tomatoes- Wertung von 28% wundern. Optisch ist Väter & Töchter ganz brauchbar geworden, ebenso bleiben die Kinderdarsteller überzeugend und unterstützen so den, abseits von der eingehend erwähnten Feststellung, illustren Cast. In diesem wird allerdings besonders Aaron Paul vom Drehbuch wenig wert geschätzt. Der Breaking Bad-Star hätte definitiv mehr Screentime verdient gehabt. So bleibt Väter & Töchter ein misslungenes Melodram, das zwar mit seiner pastellfarbenen Heimeligkeit nach großen Hollywood-Dramen aussieht, dramaturgisch aber selbst Vorabendserien unterbietet. 

4/10

Für Fans von: Sieben Leben

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen