Demolition
In
den letzten Jahren hat sich Jake Gyllenhaal nicht nur zum absoluten
A-Lister hochgearbeitet, sondern ist auch unter meinen persönlichen
Lieblingsschauspielern zu finden. Spätestens durch seine
beeindruckenden Performances in Nightcrawler und Prisoners verdiente
sich der Zodiac- und Brokeback Mountain-Star den Status eines
Meisters seiner Zunft. Fast selbstverständlich stemmt Gyllenhaal
seit 2011 großartige Filme wie Everest, End of Watch, Enemy und
Southpaw. Parallel (!) zu letztgenanntem Boxerdrama stand der
35jährige im vergangenen Jahr noch für die Tragikomödie Demolition
vor der Kamera. Unter der Regie des Dallas Buyers Club-Regisseurs
Jean-Marc Vallée verkörpert Gyllenhaal den Investmentbanker Davis
Mitchell, der nach dem Unfalltod seiner Frau in einer zusehends
emotionslose Melancholie verfällt und die richtigen Wege der
Trauerbewältigung zu ergründen sucht. Wie Titel und Trailer
vermuten lassen, scheint sich die komplette Zerstörung der inneren
und äußeren Welt als Mitchells bevorzugte Möglichkeit
herauskristallisieren, den Verlust eines geliebten Menschen zu
kompensieren. Doch der geneigte Kinogänger sollte sich von diesem
Eindruck ebenso wenig beeinflussen lassen, wie dem in allen
Promo-Clips entstandenen Eindruck, Demolition sei eine Komödie über
einen einsamen Mann, der hauptsächlich Beschwerdebriefe schreibt.
Sicher, all diese Themen und charakterlichen Facetten werden im
fertigen Film abgehandelt, doch Demolition kann diese entstandene
Erwartungshaltung eines unterhaltsamen Streifens leider nicht
einhalten. Während in der ersten Hälfte der 101 Minuten Spielzeit
die Geschichte durch ihren im Kern lebensbejahenden Ton und skurrile
Nebenfiguren, wie Mitchells Eltern oder seinen Schwiegervater
interessant bleibt, verheddert sich Demolition mit fortschreitender
Dauer in Wiederholungen und Belanglosigkeit. Der aufgebaute
Storybogen stagniert und scheint nur bruchstückhaft zu einem Ende
geführt zu werden. Uneingeschränkt lobenswert sind allerdings die
Leistungen der Akteure vor der Kamera. Jake Gyllenhaal führt seine
Liste an großartigen Leistungen bedenkenlos fort, Naomi Watts und
Chris Cooper begnügen sich mit zurückhaltenderen Rollen, preschen
aber genau dann nach vorn, wenn die Szenerie es erfordert. Eine
echte Entdeckung ist zudem der erst 15jährige Judah Lewis, der als
aufmüpfiger Teenager die eingestaubte Handlung bis zum starken
Finale nach vorne bringt. Dazu kann Demolition mit einem tollen 70s
Psychodelic Rock-Soundtrack aufwarten. Der Film sieht sich selbst
als Metapher auf das ganze Leben. Dies wird nicht nur inszenatorisch
und erzählerisch dargestellt, sondern explizit genannt. Doch ähnlich
wie der Alltag ist auch Demolition teilweise ziellos und
uninteressant geworden. Die starken Schauspieler und eine gefällige
Inszenierung heben das Charakterdrama jedoch über den Durchschnitt.
6/10
Für
Fans von: 21 Gramm, The Descendants
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