Sonntag, 16. November 2014

Vom Suchen und Finden des vierten Sterns


Die Mannschaft

Nach dem enormen Erfolg von Sönke Wortmanns Deutschland ein Sommermärchen, in dem er die deutsche Fußballnationalmannschaft während der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Lande dokumentarisch begleitete, wurde es nun dem Team um Chefkameramann Uli Voigt erlaubt, unsere Elf in den acht Wochen rund um das diesjährige Turnier in Brasilien zu begleiten. Um es gleich vorwegzunehmen: in keiner Phase des Films schafft es Die Mannschaft die Qualität von Deutschland ein Sommermärchen zu erreichen. Viele Faktoren sind dafür ausschlaggebend. Der auffälligste ist dabei das konsequente Verharren in einer Wohlfühlzone für Fußballer, Team und die Filmemacher selbst. Das stetige Wiederholen des großartigen Spirits in der Nationalmannschaft, die dauerhafte Professionalität, der fast schon pflichtschuldige Verweis auf die tolle Atmosphäre in der brasilianischen Bevölkerung – all dies wirkt sehr folkloristisch und gezwungen. In keinster Weise kommen beispielsweise die Proteste der einheimischen WM-Gegner zu Wort, die zum Zeitpunkt der Anreise des deutschen Teams noch nicht von der ausgelassenen Stimmung der Fußballanhänger überlagert wurde. Zu diesem und anderen Themen ein Statement der Kicker zu hören, wäre wünschenswert gewesen. Auch filmisch lässt sich das Kamerateam wenig Kinoreifes einfallen. Vor allem die zahlreichen Füllszenen aus Landschaftsschwenks, extremen Zeitlupen und Close-ups wirken enorm deplatziert. Dazu wird der komplette WM-Sommer lediglich kontinuierlich abgearbeitet. Vom ersten Tag im Südtiroler Trainingslager bis zur großen Weltmeisterparty am Brandenburger Tor werden alle Wegmarken schnell abgearbeitet. Somit entsteht nur aus den bekannten Ereignissen eine Spannungskurve, aus den filmischen Elementen jedoch nicht. Positives gibt es an Die Mannschaft allerdings auch. So sind Fußballspiele, besonders sehr farbenfroh eingefangen, sowie hier, eine echte Offenbarung auf der riesigen Kinoleinwand. Äußerst passend für das größte Sportereignis der Welt. Des weiteren ist dieser Film auf Zelluloid gebannte Euphorie und Zeitgeschichte. Jeder, der sich hierzulande vom WM-Fieber anstecken ließ, wird an Die Mannschaft seine Freude haben. Ein Tipp noch zum Schluss: Die ARD zeigt Die Mannschaft bereits am 2.1.15 im Free-TV. Euch sei damit ausnahmsweise vom Kinobesuch abgeraten.

5/10

Für Fans von: Deutschland. Ein Sommermärchen

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