Sonntag, 16. November 2014

Durch die Nacht mit Lou Bloom







Nightcrawler

Überragende Mediensatire mit Jake Gyllenhaal als rastlosem Jäger Lou Bloom, der mit seiner Kamera die blutgetränkten Nächte Los Angeles durchstreift, um seine Aufnahmen meistbietend an quotengeile Nachrichtensender zu verkaufen. Von der ersten Szene an begeistert und verstört Nightcrawler gleichermaßen. Der Zuschauer wird mit Bildern konfrontiert, die, ähnlich denen die Lou Bloom und die von Rene Russo verkörperte Sendechefin Nina für das Frühstücksfernsehen aufarbeiten, einen Sog entwickeln, der ihn nicht mehr loslässt. Der Metropole Los Angeles kommt dabei eine gewichtige Bedeutung zu. Wie ein eigener Organismus lässt er Unfälle, Brände und Gewaltverbrechen auf seine Bewohner herabregnen, die von der dankbaren Medienmeute gierig aufgenommen werden. Passend dazu gestaltet Kameramann und Oscargewinner (2008 für There will be blood) Robert Elswit die Nächte in LA rastlos, fiebrig und in grellen Neonfarben. Neben der technischen Brillianz profitiert Nightcrawler auch besonders von seinem konsequenten Spannungsaufbau. Auch wenn keine Identifikation mit der Hauptfigur möglich ist oder gewollt wäre, kommt man als Kinobesucher nicht umher, dem geschickt konstruierten Drehbuch zu verfallen. Bis zum mitreißenden Finale nimmt die vereinnahmende Wirkung des Films stetig und unbarmherzig zu. Den größten Anteil daran hat jedoch Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal, der in einem Jahr, das reich an famosen schauspielerischen Leistungen ist, noch einmal aus der großartigen Masse herausragt. Es ist eine perfide Freude ihn bei seinen durchtriebenen Handlungen zu beobachten. Der Prisoners-Star spielt seinen Lou Bloom dabei mit weit aufgerissenen Augen und fahlen Gesichtszügen, nach und nach scheint er von den Nächten auf der Jagd vernichtet zu werden. Statt eine Abkehr von seinem heiklen Business zu forcieren, steigert sich der Nightcrawler immer mehr in die Verbrechenssuche rein und überschreitet zunehmend gesetzliche und moralische Grenzen. Dabei wirft er unablässig mit Phrasen aus einem BWL-Handbuch um sich und manipuliert somit stetig seine komplette Umwelt. So entwirft Nightcrawler schlussendlich ein garstiges und bedrückendes Bild des urbanen Lebens im heutigen Amerika.

10/10


Für Fans von: Taxi Driver, Network

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