The Cut
Abschluss der Liebe, Tod und Teufel-Trilogie des Hamburger
Ausnahmeregisseurs Fatih Akin über den Genozid der Türken an den
Armeniern im ersten Weltkrieg und dessen Folgen. Am Beispiel des
Schmieds Nazaret, der sein misslungenes Töten mit dem Verlust der
Stimme bezahlt, zeigt The Cut unmenschliches Elend und die
hoffnungsvolle Suche nach hinterbliebenen Familienangehörigen.
Fatih Akin schlägt im seinem Mammutwerk dabei einen Bogen über ein
ganzes Jahrzehnt und schickt Nazaret auf eine Odyssee um die ganze
Welt um seine Zwillingstöchter zu finden. In der berührendsten
Szene des Filmes sehen wir, wie das Kino in seiner Frühphase den
Vertriebenen Halt gibt. Charlie Chaplins Der Vagabund und das Kind
wird in Aleppo gezeigt, die Menschen schöpfen für eine kleine Zeit
Hoffnung auf ein besseres Leben. Auch Nazarets Suche nach seinen
Kindern hat viel mit der des Vagabunden zu tun. Die Zwillinge
scheinen immer gerade den Ort verlassen zu haben, an dem er
auftaucht. Diese Reise durch viele Länder und Städte nutzt Akin
filmisch hervorragend. Den breiten Landschaftaufnahmen und toll
eingefangenen Straßenszenen im Osmanischen Reich, Kuba und den
Vereinigten Staaten lassen die Leidenschaft der Filmemacher für
dieses Projekt und deren Dreharbeiten rund um den ganzern Globus auf
der Leinwand spürbar werden. The Cut kommt allerdings nicht ohne
einige Schwachstellen aus. So basiert Nazarets Reise ausschließlich
auf zufälligen Begegnungen mit Menschen aus seiner alten Heimat,
die er stetig wieder trifft. Das Publikum wird so zwar mit großen
Emotionen an der Stange gehalten, sonderlich glaubhaft macht dies
den Film jedoch nicht. Alle Nebenfiguren werden damit nur zu dem
Zwecke eingeführt, Nazaret auf seiner späteren Suche
weiterzuhelfen. Die vielen Schauplatzwechsel mit den selben
Szenenabläufen wirken auf Dauer recht ermüdend. Dazu zu ist The
Cut voll an Pathos. Besonders die erste halbe Stunde wirkt fast wie
eine Parodie auf ein perfektes Familienleben. Erst mit dem Verlust
der Stimme des Hauptdarstellers wechselt auch der Ton des Films. So
sehen wir am Ende einen teils lakonischen Mix aus klassischem Epos,
Familiendrama und Western.
7/10
Für Fans von: Der Vagabund und das Kind
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