Jason
Bourne
Über
das Für und Wider eines fünften Bourne-Films ließe sich
vortrefflich streiten. Die ersten drei Streifen um den ehemaligen
CIA-Auftragskiller mit Amnesie sind bahnbrechendes Agentenkino, das
Actionfilme ins 21. Jahrhundert geholt hat. Nicht umsonst wird Jason
Bourne seit dieser Zeit in einer Reihe mit James Bond genannt. Beide
Reihen versuchten dann auch planlos die Stil- und Erzählmittel der
jeweils anderen Saga zu kopieren, was in zwei eher enttäuschenden
Filmen mündete (Ein Quantum Trost, Das Bourne Vermächtnis). Und so
konnten sich Fans der ersten drei Bourne-Auskopplungen freuen, als
bekannt gegeben wurde, dass Matt Damon unter der Regie von Paul
Greengrass zum vierten Mal (Das Bourne Vermächtnis drehte sich um
eine komplett losgelöste Geschichte, die zwar im selben filmischen
Universum angelegt war, mit Jeremy Renner in der Hauptrolle aber nur
mittelmäßig angenommen wurde) den Mann ohne Vergangenheit mimen
würde. Schließlich wurde diesen beiden Filmschaffenden der Ruhm der
Bourne- Filme angerechnet. Und so lässt Jason Bourne die alternative
Storyline um Aaron Cross aus Teil 4 auch richtigerweise links
liegen. Nach einem kurzen Flashback, der die wichtigsten Stationen
der klassischen Trilogie abhandelt, wird der Zuschauer in eine
123minütige, atemlose Hetzjagd um den ganzen Globus geschickt.
Angepeitscht vom treibenden Score des Hans Zimmer-Schützlings John
Powell passiert Jason Bourne in seiner Dramaturgie pflichtbewusst
Orte von derzeit weltpolitisch signifikanter Bedeutung. So sind die
griechisch-mazedonische Grenze, Athen (die dort spielende
Verfolgungsjagd inmitten einer Großdemonstration war für mich das
Highlight des Streifens, auch wenn sie auf Teneriffa gedreht wurde),
London oder Reykjavik Schauplätze des Agententhrillers. Angetrieben
wird Bourne dabei von neuen Enthüllungen aus seiner Vergangenheit,
die in ihm den Wunsch nach Vergeltung wecken. Und dieser Rache-Plot
ist es dann auch, der den Zuschauer bei der Stange hält. Bourne,
seine Verbündeten und Gegner entstammen aus einem gewachsenen
Filmuniversum, wodurch die von Tommy Lee Jones, Alicia Vikander und
Vincent Cassel verkörperten neuen Charaktere den Film wahrlich
bereichern. Parallel dazu erzählt Paul Greengrass allerdings noch
die Storyline um den Launch einer neuen Social Media- Plattform und
dessen Gründer. Diese, von Nightcrawler-Star Riz Ahmed verkörperte
Figur ist mitsamt des ganzen Handlungsbogen leider als störend für
den Erzählfluss des Films anzusehen. Dem so erfolgreich und
realistisch gestalteten dramaturgischen Minimalismus seiner eigenen,
bisherigen Bourne-Filme, scheint Greengrass hier misstraut zu haben.
Nichtsdestotrotz ist Jason Bourne unverkennbar ein Greengrass-Film.
Seiner revolutionierten Art des schnellen Schnittes und der vitalen
Kameraarbeit bleibt der Engländer treu und schafft es weiter wie
kein zweiter mit diesem Stil weder Kopfschütteln noch Übelkeit
beim Publikum auszulösen. Jason Bourne ist schlichtweg ein großartig
inszenierter Film. Die Schauspielerriege mit den bereits erwähnten
internationalen Topstars muss sich in keinsterweise aus ihrer
Komfortzone entfernen, erfüllt aber in jeder Szene dank eines
intelligenten Castings ihren Zweck. Aus deutscher Sicht erfreut mich
die von Vinzenz Kiefer (Alarm für Cobra 11) verkörperte Nebenrolle
eines Berliner Whistleblowers. Jason Bourne ist somit eine absolut
würdige, hochspannende und überraschend kurzweilige Fortsetzung
der Actionklassiker, die nur die Geradlinigkeit der ersten Teile
vermissen lässt.
8/10
Für
Fans von: Die Boune Identität, Die Bourne Verschwörung, Das Bourne
Ultimatum
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