Collide
Um
es direkt vorwegzunehmen: Das einzig wirklich bemerkenswerte an
Collide ist dessen Entstehungsgeschichte. Eine deutsche Autobahn
ohne Tempolimit scheint in den USA noch immer seltsame Gelüste zu
wecken, weswegen Kult-Produzent Joel Silver (Matrix-Trilogie, Stirb
langsam, Lethal Weapon) nach seiner Trennung von Warner als
selbstständiger Produzent mit der Idee eines auf deutschen
Autobahnen spielenden, international produziertem Actionfilm
schwanger ging. Also schlug das Produktionsteam seine Zelte in Köln
und Umgebung auf (hier sind Dreh- gleich auch Spielorte) und ließ
Luxuskarossen über abgesperrte Straßen heizen. Das zunächst
schlicht Autobahn betitelte Projekt wurde bereits vor zweieinhalb
Jahren mit den damals relativ unbekannten Nachwuchsschauspielern
Nicholas Hoult und Felicity Jones realisiert, die neben den
Altmeistern Sir Ben Kingsley und Sir Anthony Hopkins agierten,
welche für ihre schauspielerische Leistung in Collide sichtbar nur
mit einer entsprechenden Gage zu motivieren waren. Seit dem Frühjahr
2014 haben sich die Karrieren der erstgenannten Akteure jedoch
merklich verändert. Nicholas Hoult glänzte im Mega-Hit Mad Max:
Fury Road und ist fester Bestandteil des erfolgreichen
X-Men-Franchises, Felicity Jones erhielt inzwischen eine
Oscarnominierung für Die Entdeckung der Unendlichkeit und wird im
Winter in der Hauptrolle des Star Wars-Spinoffs Rogue One zu sehen
sein. Dass Hoult und Jones derzeit für eine mitteleuropäische
B-Movie- Produktion vor der Kamera stehen würden, ist also völlig
undenkbar. Und mit den großen Namen der Mitwirkenden sollen die
Stärken des Films auch schon benannt sein. Denn lediglich Freunde
riesiger Absurditäten kommen bei Collide auf ihre Kosten. Dies ist
zusätzlich schade, da die Idee, ein hirnloses Actiongewitter mit
amerikanischem Geld und einer deutschen Crew (die Explosionsgenies
von Action Concept – Alarm für Cobra 11 und Der Clown stammt aus
deren Feder – sorgen für Stunts und Knalleffekte) nach einem
gehörigen Spaß klingt. Doch leider nimmt Regisseur Eran Creevy
seine unmotivierte Geschichte um Liebe und Treue in einem
ausartenden Bandenkrieg viel zu ernst, um seinerseits ernst genommen
werden zu können. Besonders deutlich wird dies in der ersten Hälfte
des Films, die scheinbar nie endet. Figurenzeichnung und
dramaturgisch ausgefeilte Hintergründe erwartet niemand, der diese
Art von Filmen schätzt und dennoch dauert es geschlagene 45
Minuten, ehe die erste Actionszene den Kinobesucher vor dem
Tiefschlaf rettet. Der verbleibende Rest der 100 Minuten Laufzeit
darf, zumindest inszenatorisch, als einigermaßen unterhaltsam
gelten. Doch leider kippt Collide gegen Ende dank eines völlig
unsinnigen Schlusstwists in die Sphären einer
Direct-to-DVD-Produktion, die Muster bekannter Kinofilme mangelhaft
kopiert. Somit steht sich Collide ständig selbst im Weg und kann
trotz eines gewissen Eskapismus (hier sei an die Rolle des 1. FC Köln
gedacht, an Ben Kingsleys Figur des dauerkoksenden, türkischen
Drogenhändlers und an das “Waffenrecht“ in NRW) mit seiner
schwermütigen Grundstimmung schlicht nicht abliefern. Einen Hinweis
möchte ich noch geben: Wer mit Collide zumindest eine unbeschwerte
Zeit haben möchte, dem sei dringend zur deutschen Synchronfassung
geraten. Den schrecklichen Sprachwust des Originaltons kann der Film
selbst nicht erklären. Daher rate ich von dieser Fassung ab.
4/10
Für
Fans von: Fast & Furious, Nur noch 60 Sekunden, Alarm für Cobra
11
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