Phantastische
Tierwesen und wo sie zu finden sind
Wohl
niemand hat ernsthaft daran geglaubt, dass nach 7 Büchern und 8
Filmen die Geschichten aus dem Harry Potter-Universum auserzählt
wären. Zu groß ist die Verlockung von Studios, Verlegern und
Investoren, zu groß jedoch auch die Fantasie der Erschafferin
dieser Welt, J.K. Rowling. Nach dem gigantischen Erfolg ihres
Theaterstücks Harry Potter and the cursed child, dass derzeit in
London gespielt wird, schuf die Schriftstellerin ihr erstes reines
Drehbuch. Doch Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind,
wird kein einmaliges Werk bleiben. 5 Filme sind geplant, allesamt
basierend auf einem gut 50 Seiten dünnen Sachbuch gleichen Namens,
dass Rowling als Begleitheft zur Geschichte des berühmtesten
Zauberlehrlings der Popkultur veröffentlichte. Da kann selbst Peter
Jackson neidisch werden. Für alle diese Filme holte sich Rowling
mit David Yates auch gleich den Regisseur der Harry Potter-Streifen
5-8 an Bord. Und ehe sich der Zuschauer versieht, beginnt
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind mit dem
altbekannten Design und der berühmten Musik der Harry Potter-Saga.
Doch der Übergang wird vollzogen, inhaltlich, musikalisch und auch
optisch. Harry Potter oder andere (Haupt-)Charaktere, die dem
Zuschauer bereits bekannt sind, treten im Verlauf der 133 Minuten
Laufzeit nicht ins Zentrum des Geschehens. Naturgemäß werden viele
Querverweise gemacht, Namen fallengelassen und Anspielungen gemacht,
doch die breite Palette der handelnden Figuren ist zu Beginn
unbekannt. Womit Stärken und Schwächen des Films auch schon benannt
werden. New Scamander ist als Protagonist eine tolle Figur. Der
Wächter über und Sammler der titelgebenden Wesen wirkt in seiner
Darstellung von Oscarpreisträger Eddie Redmayne neugierig,
bisweilen verspielt, aber immer geheimnisvoll und tiefgründig. Mit
Dan Foglers (Milo und Mars, Taking Woodstock) Jacob Kowalski wird
dem Zuschauer zusätzlich ein Charakter an die Hand gegeben, dessen
einzige Aufgabe das Erfragen und somit Entdecken der magischen Welt
ist. Diese unterscheidet sich, hauptsächlich durch die zeitliche und
örtliche Verlagerung ins New York des Jahres 1926, in Vielem von
der aus Hogwarts bekannten. Dazu ist das Casting der weiblichen
Hauptrolle mit Katherine Waterston hervorragend gelungen. Doch mit
jeder zusätzlich eingeführten Figur nimmt das Chaos auf der
Leinwand seinen Lauf. Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden
sind bekommt seine zahlreichen Handlungsstränge nie wirklich unter
einen Hut. Natürlich soll hier eine ganze Filmwelt etabliert
werden, doch die eigentliche Geschichte bleibt ständig unter einem
ausufernden Überbau verborgen. In der ersten Stunde sind dies die
vielfältigen tierischen Begleiter Scamanders, in der zweiten die
vielen Charaktere und ihre Verwicklungen. Wenn im, zusätzlich aus
zig Superheldenfilmen kopierten, Finale schließlich alles versucht
wird zusammenzubringen, ist es dafür bereits zu spät. Ebenso
zwiegespalten, wie der erzählerische Aspekt des Films, ist auch
dessen optischer. Das 3D ist für eine Welt voller kriechender,
schwimmender und fliegender magischer Kreaturen ein gewaltiges Plus.
Zugleich ließ mich das erstaunlich schwache CGI reichlich
verwundert zurück. Von einer 180 Millionen Dollar-Produktion hätte
ich doch deutlich mehr technische Qualität erwartet. Im Vergleich
zum hervorragend animierten Hippogreif Seidenschnabel aus Harry
Potter und der Gefangenen von Askaban von 2004 scheinen hier keine
12 Jahre technische Entwicklung zwischen den Filmen zu liegen. Eine
andere Fortentwicklung der Harry Potter- Filme hat hingegen ganz
großartig funktioniert. James Newton Howard beerbte für
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind Altmeister John
Williams als Komponist des Scores. Und dieser gelang in jeder Szene
passend, wundervoll schwelgerisch und stets unterschwellig spannend
und bedrohlich. Zusammenfassend fühlt man sich nach Phantastische
Tierwesen und wo sie zu finden sind wortwörtlich wie nach einem
Zoobesuch. Es ist viel Geschehen, es gab viel zu Entdecken, doch man
ist unter all den Eindrücken und den mannigfaltigen Wesen etwas
erschlagen. Zu einem zweiten Besuch ist man allerdings gerne bereit.
6/10
Für
Fans von: Harry Potter 1-8, Der Hobbit, Die Chroniken von Narnia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen