Samstag, 19. November 2016

N'Gochi




Bridget Jones' Baby

6 Jahre lang entfernte sich Renée Zellweger aus Hollywood. Die Traumfabrik und ihre Mechanismen hatten die Texanerin zum Ausstieg aus dem Schauspielgeschäft bewogen, ihre großen Erfolge (vor allem die oscarprämierte Performance in Unterwegs nach Cold Mountain) lagen lange zurück. Doch ausgerechnet mit ihrer berühmtesten Rolle kehrt sie nun aus ihrem selbstgewählten, beruflichen Exil zurück. Über ein Jahrzehnt ist seit Bridget Jones 2 vergangen, doch angeführt von einer überzeugenden Hauptdarstellerin ist Bridget Jones' Baby nun ein überraschend witziger und angenehm anachronistischer Film geworden. Die Ehe mit Mark Darcy (gewohnt schräg: Colin Firth) ist vorbei, das Singledasein im vollem Gange, die Karriere brummt – Bridget Jones könnte zufrieden mit Privat- und Berufsleben sein. Doch der Wunsch nach eigenem Nachwuchs, unnachgiebige Kolleginnen und jede Menge Alkohol werfen sie in die Arme zweier verschiedener Männer. Der amerikanische Internet-Millionär Jack Quandt und eben ihr in erneuter Scheidung befindlicher Exmann kommen nun als mögliche Verursacher einer plötzlichen Schwangerschaft in Frage. Womit Fans der Reihe zu Beginn direkt konfrontiert werden, ist die Abwesenheit von Hugh Grants Figur Daniel Claever. Der charmante Brite lehnte es ab, zum dritten Male in die Rolle des arroganten Weiberhelden zu schlüpfen. An seiner statt komplettiert nun Greys Anatomy-Star Patrick Dempsey das Chaos in Bridget Jones' Leben. Und es stellt sich als Glück heraus, dass dieser seine Rolle wesentlich zurückgehaltener interpretiert und nicht zum bloßen Ersatz für Grant wird. Hier ist es zusätzlich von Vorteil, dass Regisseurin Sharon Maguire (drehte auch schon den ersten Teil der Reihe) ihre Protagonistin als Mädchen der 80er und 90er Jahre inszeniert und so einen bewussten Kontrastpunkt zum digital geprägten Leben ihres neuen Verehrers setzt. Doch auch abseits des bekannten Liebesdreiecks weiß der Cast zu überzeugen. Allen voran stiehlt Leinwandikone Emma Thompson als sarkastische Gynäkologin mit sichtlich Spaß an der Sache jede Szene, in der sie zu sehen ist. Daneben sehen wir Jim Broadbent in einer Nebenrolle und Folk-Superstar Ed Sheeran in einem Cameo-Auftritt. Positiv überrascht war ich vom sehr erwachsenen und gut pointierten Humor der ersten halben Stunde. Fettnäpfchen und Fremdscham werden hier natürlich wieder genussvoll zelebriert, doch rutscht der Humor niemals auf plattes US-Highschoolkomödien-Niveau ab, sondern bleibt stets angenehm britisch. Doch sobald Ungewissheit, Unsicherheit und ernsthafte Gefühle das Geschehen zu bestimmen beginnen, sackt Bridget Jones' Baby leider in sich zusammen. Die enorm dünne, vorhersehbare Story und die mittelmäßige Inszenierung stechen hervor, einfach, weil die Gags im Verlauf der üppigen 123 Minuten Laufzeit rarer und zahmer werden. So entwickelt sich der Streifen zusehends zum Drögen und Pathetischen. Dazu ist man dem omnipräsenten Einsatz großer Popsongs irgendwann überdrüssig. Bridget Jones' Baby bleibt aber dennoch die wesentlich bessere der beiden Fortsetzungen des Überraschungserfolgs von 2001. Der tolle erste Akt und ein gut aufgelegter Cast lassen Filmfreunde hier mit einem Lächeln aus dem Kinosaal gehen. 

6/10

Für Fans von: Bridget Jones 1 und 2, Notting Hill, E-Mail für dich

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