Bridget
Jones' Baby
6
Jahre lang entfernte sich Renée Zellweger aus Hollywood. Die
Traumfabrik und ihre Mechanismen hatten die Texanerin zum Ausstieg
aus dem Schauspielgeschäft bewogen, ihre großen Erfolge (vor allem
die oscarprämierte Performance in Unterwegs nach Cold Mountain)
lagen lange zurück. Doch ausgerechnet mit ihrer berühmtesten Rolle
kehrt sie nun aus ihrem selbstgewählten, beruflichen Exil zurück.
Über ein Jahrzehnt ist seit Bridget Jones 2 vergangen, doch
angeführt von einer überzeugenden Hauptdarstellerin ist Bridget
Jones' Baby nun ein überraschend witziger und angenehm
anachronistischer Film geworden. Die Ehe mit Mark Darcy (gewohnt schräg: Colin Firth) ist vorbei,
das Singledasein im vollem Gange, die Karriere brummt – Bridget
Jones könnte zufrieden mit Privat- und Berufsleben sein. Doch der
Wunsch nach eigenem Nachwuchs, unnachgiebige Kolleginnen und jede
Menge Alkohol werfen sie in die Arme zweier verschiedener Männer.
Der amerikanische Internet-Millionär Jack Quandt und eben ihr in
erneuter Scheidung befindlicher Exmann kommen nun als mögliche
Verursacher einer plötzlichen Schwangerschaft in Frage. Womit Fans
der Reihe zu Beginn direkt konfrontiert werden, ist die Abwesenheit
von Hugh Grants Figur Daniel Claever. Der charmante Brite lehnte es
ab, zum dritten Male in die Rolle des arroganten Weiberhelden zu
schlüpfen. An seiner statt komplettiert nun Greys Anatomy-Star
Patrick Dempsey das Chaos in Bridget Jones' Leben. Und es stellt
sich als Glück heraus, dass dieser seine Rolle wesentlich
zurückgehaltener interpretiert und nicht zum bloßen Ersatz für
Grant wird. Hier ist es zusätzlich von Vorteil, dass Regisseurin
Sharon Maguire (drehte auch schon den ersten Teil der Reihe) ihre
Protagonistin als Mädchen der 80er und 90er Jahre inszeniert und so
einen bewussten Kontrastpunkt zum digital geprägten Leben ihres
neuen Verehrers setzt. Doch auch abseits des bekannten
Liebesdreiecks weiß der Cast zu überzeugen. Allen voran stiehlt
Leinwandikone Emma Thompson als sarkastische Gynäkologin mit
sichtlich Spaß an der Sache jede Szene, in der sie zu sehen ist.
Daneben sehen wir Jim Broadbent in einer Nebenrolle und
Folk-Superstar Ed Sheeran in einem Cameo-Auftritt. Positiv überrascht
war ich vom sehr erwachsenen und gut pointierten Humor der ersten
halben Stunde. Fettnäpfchen und Fremdscham werden hier natürlich
wieder genussvoll zelebriert, doch rutscht der Humor niemals auf
plattes US-Highschoolkomödien-Niveau ab, sondern bleibt stets
angenehm britisch. Doch sobald Ungewissheit, Unsicherheit und
ernsthafte Gefühle das Geschehen zu bestimmen beginnen, sackt
Bridget Jones' Baby leider in sich zusammen. Die enorm dünne,
vorhersehbare Story und die mittelmäßige Inszenierung stechen
hervor, einfach, weil die Gags im Verlauf der üppigen 123 Minuten
Laufzeit rarer und zahmer werden. So entwickelt sich der Streifen
zusehends zum Drögen und Pathetischen. Dazu ist man dem
omnipräsenten Einsatz großer Popsongs irgendwann überdrüssig.
Bridget Jones' Baby bleibt aber dennoch die wesentlich bessere der
beiden Fortsetzungen des Überraschungserfolgs von 2001. Der tolle
erste Akt und ein gut aufgelegter Cast lassen Filmfreunde hier mit
einem Lächeln aus dem Kinosaal gehen.
6/10
Für
Fans von: Bridget Jones 1 und 2, Notting Hill, E-Mail für dich
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