The
Accountant
An
dieser Stelle möchte ich mich als Ben Affleck-Fan outen. Seine
großen filmischen Entgleisungen wie Gigli, Pearl Harbor oder
Daredevil liegen lange zurück, seine Regiearbeiten (Gone Baby Gone,
The Town und Argo) wurden stetig besser, seine Rollenauswahl in
Filmen wie To the Wonder oder Gone Girl immer ausgewogener. Selbst in
Batman v Superman war er der Lichtblick am düsteren DC-Horizont.
Und so verwundert es nicht, dass ein Schauspielensemble, angeführt
von Ben Affleck ein durchwachsenes Drehbuch mithilfe eines begabten
Regisseurs in einen guten und unterhaltsamen Actionthriller retten
kann. Der Kalifornier überzeugt als titelgebender Buchhalter
Christian Wulff mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Beeindruckende
mathematische Kenntnisse verdankt er einer Inselbegabung seiner
Autismuserkrankung, Kampf- und Schießkunst der militärischen
Ausbildung seines Soldatenvaters. Als sozial überforderte aber
hochgezüchtete Denk- und Kampfmaschine wandelt Affleck nun stoisch,
verschmitzt und unberechenbar durch 128 Minuten Handlung. In diese
mischen sich bald Steuerfahnder, Mafia-Clans, korrupte Firmenbosse
und Privatarmeen. Die erste Hälfte des Films ist dabei die weitaus
interessantere, da die vielen Schauplätze und Gesichter
positioniert werden wollen und sich die betuliche Erzählweise
fördernd für die unterschwellig brodelnde Spannung auswirkt. Mit
zunehmender Spieldauer kann das Script die losen Enden des Streifens
aber immer schlechter zusammenhalten. Da werden Figuren aus den
Augen verloren und Storylines dilettantisch oder erst gar nicht zu
Ende gebracht. Im Gegensatz zu den einzelnen Charakteren und den
mysteriös und mit viel schwarzem Humor inszenierten Einzelszenen
kann Warriors-Regisseur Gavin O'Connor die Geschichte in The
Accountant nicht vollständig überzeugend an den Mann bringen.
Verlassen kann sich der New Yorker Filmemacher allerdings auf einen
namhaften und Spielfreudigen Cast. Der bereits angesprochene Ben
Affleck agiert geheimnisvoll und nuancenreich. Die Motivation seiner
Figur zu ergründen, hält den Zuschauer bei Laune. An seiner Seite
darf Anna Kendrick (Pitch Perfect, Up in the Air) als klassische
Damsel in Distress ihre herzliche Schrulligkeit präsentieren und
Jon Bernthal (Sicario, Herz aus Stahl) als redegewandter Elitekämpfer
für wohlige Bedrohung sorgen. In den Nebenrollen versammelt The
Accountant geballte Leinwanderfahrung. John Lithgow (Interstellar,
Dexter), Jean Smart (24, Fargo), Jeffrey Tambor (Hangover, Arrested
Development) und Oscarpreisträger J.K. Simmons (Whiplash, Juno,
Burn after Reading) spielen allesamt mit Elan auf und sorgen für
viel Präsenz. Ein weiteres Lob möchte ich an dieser Stelle noch
für den epischen Streicherscore vom Kult- Trompeter und Arbeitstier
Mark Isham aussprechen. Man kann The Accountant schlussendlich
ankreiden, nicht noch besser geworden zu sein. Ein andersartiger und
kurzweiliger Thriller ist er dennoch.
7/10
Für
Fans von: Killing me softly, Good Will Hunting, A History of Violence
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